Mögliche Gefahren in der Kommunikation zwischen österreichischen und indischen Geschäftspartnern
Unterschiede zwischen Kulturen können zu Missverständnissen, Kommunikationsproblemen sowie zum Abbruch von Verhandlungen führen. Im Zuge meiner Masterthesis in Wirtschaftspsychologie betrachtete ich die Unterschiede in den Kulturdimensionen der beiden Länder Österreich und Indien näher.
Es zeigte sich, dass es grundsätzlich von hoher Bedeutung ist, dass sich die österreichischen Geschäftspartner über Unterschiede im Hierarchiedenken sowie der ungleichen Verteilung von Rechten in einem mittelöstlichen Land bewusst sind. Es ist wichtig, Entsendete im Vorfeld darüber zu informieren, dass die Schere der Einkünfte in Indien groß ist und dass generell Schreibtischarbeit als angesehener gilt als eine Tätigkeit in der Produktion. Man muss davon ausgehen, dass Vorgesetzten, insbesondere älteren, große Achtung entgegengebracht wird und dass die Interaktion zwischen dem Vorgesetzen und dem Mitarbeiter emotional behaftet ist. Achtung vor Zielvereinbarungen, Mitarbeitergespräche könnten zudem als Bloßstellung aufgefasst werden. Anweisungen an Mitarbeiter sind nicht nur für Vorgesetzte wichtig, auch der Mitarbeiter erwartet dies von seinem Chef, für ihn wäre es unnatürlich, würde man von ihm proaktives Handeln erwarten. Des Weiteren möge man akzeptieren, dass großer Wert auf Statussymbole und Sonderrechte gelegt wird. In Anbetracht der oben angeführten Erkenntnisse ist davon abzuraten, Diskussionen über Politik zu entfachen. Direkte Konfrontation und strikte Ablehnungen bei Geschäftspartnern sind in Indien zu vermeiden, um nicht für unhöflich angesehen zu werden. Indien gilt als kollektivistisch geprägtes Land, weshalb man anstelle von Videokonferenzen mit geselligen Geschäftsessen an öffentlichen Orten besser beraten ist. Vertrauensbildung und die gute Pflege eines persönlichen Verhältnisses sind unumgänglich, ebenso muss man wissen, dass Gruppeninterne bevorzugt werden und dies als normal und wünschenswert angesehen wird. Kritik sollte man in Indien nicht gegenüber dem Einzelnen anbringen, ein Appell an die Gruppenehre wird sich für zielführender erweisen. Auch Leistungsprämien sollte man eher für die Gruppe als für einzelne Mitarbeiter aushandeln. Finanzielle Mittel werden innerhalb der Gruppe geteilt, akademische Titel haben die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zum Ziel, nicht den individuellen Erfolg. Es ist wichtig, davon abzusehen, schnelle Geschäfte machen zu wollen. Zudem sei die Wichtigkeit von Verantwortung, Ehrgeiz, Entschlossenheit und Wettbewerb bei beiden Geschlechtern aufgezeigt. Man kann davon ausgehen, dass der österreichische Geschäftspartner Wert auf Pünktlichkeit, exakte Zielsetzungen, genaue Planung und Struktur legt, während man diese Dinge in Indien nicht so streng nimmt. Der indische Geschäftspartner ist nicht als träge oder gar faul anzusehen, man muss sich auf längere Wartezeiten, vage Ausdrucksweise und offene Verhandlungspunkte gefasst machen. Man achtet in Indien auf Traditionen und ist stolz auf Land und Familie. Der österreichische Entsendete sollte mit zu offener freier Meinungsäußerung zurückhaltend sein und gegenüber dem Bedürfnis nach Ordnung im Land der indischen Kultur tolerant sein. Des Weiteren sollte man sich bewusst sein, dass überschwängliche Freundlichkeit und betont optimistische Ausstrahlung in dem zurückhaltenden Indien eher mit Skepsis betrachtet wird. Allzu große Herzlichkeit würde hier für unseriös angesehen werden.
Mürwald-Bachner, Ute: (2023): Mögliche Gefahren in der Kommunikation und deren Entgegenwirken in der interkulturellen Geschäftsanbahnung österreichischer Unternehmen in Indien in Borsch, Keppler, Kremsmair, Stieger (Hg): Konferenzband Wien Frühjahr 2023, Völker Verlag Hamburg, zur Drucklegung vorbereitet, Verlagsnummer ISBN 13